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Unterwegs auf dem Röntgenweg Etappe 2 - BERGESCHE JONG - Remscheid

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        Unterwegs auf dem Röntgenweg – Etappe 2 -
Ein Streifzug durch das Eschbach- und Morsbachtal - Wandern zwischen Wasser, Wald und Schmiedefeuern

Wer sich auf den Röntgenwanderweg im Bergischen Land begibt, tritt nicht nur in eine Landschaft aus grünen Tälern, rauschenden Bächen und verschlungenen Waldpfaden – er wandelt zugleich auf den Spuren einer jahrhundertealten Industriegeschichte, die Remscheid, Wermelskirchen und Solingen geprägt hat wie kaum eine andere Region in Deutschland. Unsere heutige 21 Kilometer lange Tour beginnt an der Eschbachtalsperre, der ältesten Trinkwassertalsperre Deutschlands, und führt uns hinein in ein Stück lebendige Vergangenheit.

Von der Staumauer zur Mebusmühle
Nachdem wir die Staumauer der Eschbachtalsperre überquert haben, geht es zunächst bergab, vorbei an der Unterquerung der Autobahn A1, bis wir den Schwanenteich erreichen. Bald darauf taucht die Mebusmühle auf, die bereits 1528 urkundlich erwähnt wurde. Aus einer Getreide- und späteren Walkmühle entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine Gastwirtschaft. Deren Gebäude wurden zwar 1964 abgerissen, doch das Herzstück, die alte Mühle von 1800 mit bis zu einem Meter dicken Mauern, ist bis heute erhalten.
Entlang des Eschbachs – Wasserkraft als Motor
Nach der Überquerung der Kreisstraße führt der Weg rechts weiter am Eschbach entlang. Er passiert das Remscheider Wasserwerk und umrundet in einer Schleife das historische Freibad Eschbachtal. Letzteres wurde 1912 als erstes Binnenfreibad Deutschlands eröffnet. Derzeit ist es geschlossen und wird in den nächsten zweieinhalb Jahren für 40 Millionen Euro komplett saniert. Die Eröffnung ist für die Saison 2028 geplant.

Der Eschbach ist auf seinen knapp 12 Kilometern ein unermüdlicher Arbeiter: 240 Höhenmeter überwindet er, und schon im 17. Jahrhundert trieb er zahlreiche Hämmer und Kotten an. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts produzierten allein auf einer sechs Kilometer langen Teilstrecke 13 Hammerwerke und Schleifkotten – eine Dichte, die zeigt, wie eng Natur und Handwerk hier verflochten waren. Heute sind viele der Gebäude verfallen oder nur noch als Ruinen sichtbar. Doch die alten Stauweiher, Gräben und Teiche lassen, je nach Jahreszeit, noch immer erahnen, wie hier die Wasserkraft gebändigt und genutzt wurde, um Feilen, Klingen und Werkzeuge herzustellen.

Vom Dorfmüllershammer zum Altenhammer
Der Weg folgt dem Bach durch den Wald bis zum Dorfmüllershammer. Ende des 18. Jahrhunderts trieben hier Wasserräder zwei mächtige Reckhämmer an. Weiter geht es bergauf am Bliedinghauser Kopf, wo der Pfad oberhalb des Stauteiches von Schlepenpohl verläuft. Hier in der ehemaligen Feilenfabrik Ehlis wurden bis vor wenigen Jahren noch Feilen produziert – ein Hinweis darauf, wie lange sich diese alte Tradition gehalten hat. Nach Ehlis Tod wurde das Gelände verkauft und saniert. Das Gelände wurde zeitweise für Filmdreharbeiten  genutzt, unter anderem  für den Fernsehfilm „Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma“ und dem Kinofilm „Jeder stirbt für sich allein“. Die Villa diente außerdem als Kulisse für den „Tatort: Kein Mitleid, keine Gnade“.

Nach einigen weiteren Stationen – darunter der Heintjeshammer, die Zurmühle und der Heienbrucher Hammer – erreicht man den Altenhammer. Um 1900 wurde er zu einem beliebten Ausflugslokal mit Tanzsaal umgebaut. Ein Wasserfahrrad auf dem Hammerteich galt damals als Attraktion – ein Vergnügen, das heute nur noch in Erzählungen lebendig ist. Heute findet man an gleicher Stelle einen idyllischen Grillplatz mitten im Wald. Weiter geht es entlang der Eschbach, bis wir den Johanneshammer erreichen. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts wurde hier Raffinierstahl hergestellt. Der ehemalige Hammer wird heute vom gemeinnützigen Verein „Vereinigung bergischer Altenrother“ gepflegt.

Felsdurchbruch, Eisenbahn und Erdgeschichte
Ein Höhepunkt dieser Etappe ist der markante Felsdurchbruch am Zusammenfluss von Lobach und Eschbach. Für den Bau der Eisenbahnstrecke zwischen Wermelskirchen und Burg wurde hier der Berg gesprengt. Auf der Brücke darüber fuhr von 1890 bis 1920 ein Zug, der die Städte verband. Geologen verdanken diesem Ort wichtige Entdeckungen: Julius Spriesterbach fand hier die berühmten „Remscheider Schichten“ aus dem Devon, rund 400 Millionen Jahre alt. Nachdem wir die Straße „Ehringhausen“ überquert haben, geht es kurz vor dem Wanderparkplatz Hüttenhammer steil hinauf. Auf den nächsten 400 Metern und bei einer Steigung von 9% kommen wir leicht ins Schwitzen. Oben angekommen, machen wir für ein paar Minuten Halt und schnaufen erst einmal durch. Wenn wir dem Weg weiter folgen, gewährt er uns je nach Jahreszeit einen beeindruckenden Ausblick auf Schloss Burg. Nachdem wir die Westhauser Straße überquert haben, verläuft der Röntgenweg als Hangweg entlang der Wupper bis nach Müngsten. An einem Waldstück öffnet sich der Blick auf eine idyllische Hofschaft mit bergischen Fachwerkhäusern und der Akademie für musische Bildung, seit 1958 Zentrum für kulturelle Jugendbildung in Deutschland.  

Zur Müngstener Brücke – technische Meisterleistung
Nach weiteren Kilometern durch Wald und Wupperhänge öffnet sich plötzlich der Blick: Zwischen den Bäumen erscheint die Müngstener Brücke. Mit 107 Metern Höhe und 465 Metern Länge ist sie die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Seit 1897 überspannt sie filigran das Wuppertal – eine technische Pionierleistung ihrer Zeit. Damals wurden die beiden Brückenhälften im Verfahren des „freien Vorbaus“ Millimeter für Millimeter aufeinander zugeführt, bis sie sich im März 1897 mit dem Schlagen des letzten Niets vereinten. Noch heute rauschen Züge über die stählerne Konstruktion, die Remscheid und Solingen verbindet.

Durch das Morsbachtal – eine Perlenkette von Kotten und Hämmern
Von der Brücke aus führt der Weg vorbei an einem der beiden Diederichstempel, der einen herrlichen Ausblick auf die Müngstener Brücke und die Napoleonsbrücke bietet, weiter ins Morsbachtal. Dieses war einst das Zentrum der Remscheider Eisen- und Werkzeugproduktion.   Bei der Überquerung der Solinger Straße ist auf die zahlreichen Autos zu achten. Im 19. Jahrhundert reihten sich hier wie an einer Perlenschnur Werkstätten und Kotten entlang des Bachs. Ganze 176 Wasserräder trieben einst 90 Hämmer und 67 Schleifkotten an. Heute findet man zwischen Wohnhäusern, Wiesen und kleinen Betrieben noch zahlreiche Relikte dieser Blütezeit.

Ein Beispiel ist der Engelskotten, der erstmals im Jahr 1598 erwähnt wurde. Nach einem Brand im Jahr 1873 wurde er wiederaufgebaut und diente über Jahrhunderte als Schleiferei. Weiter geht es auf der anderen Seite der Morsbach über die Morsbachtalstraße. Am Prangerkotten, wo bereits im 16. Jahrhundert gearbeitet wurde, überquert der Weg erneut die Morsbachtalstraße. Nun führt ein längerer Wegabschnitt zur Siedlung „Fürberg“ und streift die Ortschaft „Holz“, bevor er zum malerischen Breitenbruch absteigt. Dort steht das Haus der Kaufmannsfamilie Wüsten, ein eindrucksvolles Fachwerkgebäude, das angeblich auf den Resten eines herzoglichen Jagdhauses errichtet wurde. Eine kleine Schmiede vor dem Haus erinnert an die einst florierende Sensenfertigung.

Von Breitenbruch mit seinen sehr schönen bergischen Häusern führt der Weg weiter nach Haster Aue, wo die Firma Picard bis heute produziert. Im Jahr 1876 hatte der 25-jährige Schleifer Carl August Picard die Möglichkeit, einen der Kotten zu kaufen und hier die Firma C. A. Picard zu gründen. Wenn man dem Morsbach weiter folgt, erreicht man Gerstau. Dort haben wir die Möglichkeit, den Bus in die Stadt zu nehmen, oder wir wandern bis zum Clemenshammer mit dem historischen Steffenshammer, einem lebendigen Technikdenkmal. Dort erreichen wir am Wanderparkplatz unser Auto.

Fazit – Wandern durch Geschichte und Natur
Die Wanderung entlang von Eschbach und Morsbach ist mehr als nur ein Ausflug in die Natur. Sie ist eine Zeitreise durch die Geschichte der Industrialisierung im Bergischen Land, eingebettet in eine Landschaft, die sich vielerorts ihren ursprünglichen Charakter bewahrt hat. Mal folgt man plätschernden Bächen, mal entdeckt man zwischen Bäumen die Ruinen alter Hammerwerke und dann öffnet sich wieder der Blick auf technische Meisterleistungen wie die Müngstener Brücke.

Wer diesen Weg geht, braucht festes Schuhwerk und etwas Zeit, wird jedoch mit einer einzigartigen Mischung aus Naturerlebnis und Industriekultur belohnt. Eine Tour, die nicht nur Wanderfreunde, sondern auch Technik- und Geschichtsbegeisterte fesseln wird.
(c) 2025 Bergesche Jong
"Bergesche Jong"
Mirko Metzger
Nüdelshalbach 72
42855 Remscheid
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